Die amerikanischen Detektorbauer haben einen speziellen Ausdruck für den besten Drehkondensator eingeführt: Holy Grail, also Heiliger Gral. Zwischen ihm und gerade noch geeigneten Modellen gibt es eine breite Palette von Modellen mit unterschiedlicher Eignung. Für den Hauptschwingkreis ist das Beste gerade gut genug. Bei zweikreisigen Modellen werden, wenn man nicht zwei gleich gute Drehkos besitzt, Kompromisse eher im vorgeschalteten Antennenkreis eingegangen.
Ein Prachtexemplar: versilberte Lamellen, keramische Isolierung und eine kugelgelagerte dicke Achse versprechen hevorragende mechanische und hochfrequenzmäßige Eignung. -- Foto: DB4IW |
Aus den Anfängen des Rundfunks kennt man wunderschöne Drehkondensatoren mit Messingplatten und verchromten Rahmen, die man am liebsten gar nicht in dunklen Gehäusen verstecken möchte, weil ihnen die Schönheit eines Oldtimers innewohnt, in dem gutes und ästhetisches Handwerk steckt. Für Detektorempfänger sind sie aber weniger gut geeignet. Zum einen ist Messing nicht das allerbeste Material für HF-Anwendungen, zum anderen entsprechen die Isoliermaterialien nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Solche Drehkos verwendet man am besten in Röhren- oder Transistorschaltungen, wo man nicht mit jedem Picowatt Antennenenergie geizen muss, weil man die Güte des Schwingkreises leicht durch Energiezufuhr per Rückkopplung erhöhen kann.
Ein sehr schöner Einfach-Drehkondensator, den man wegen seiner Lamellen aus Messing aber eher in einer Audion-Schaltung als in einem Detektorradio verwenden wird. -- Foto: DB4IW |
Ebenso wichtig ist aber auch die mechanische und thermische Stabilität. Deshalb sind für HF-Anwendungen hergestellte keramische Stoffe besonders gut geeignet. Schließlich will man ja, dass beim Drehen am Abstimmungsknopf an derselben Stelle immer wieder dieselbe Kapazität erreicht wird und dass sich der Schwingkreis nicht bei jedem Grad Änderung der Umgebungstemperatur gleich verstimmt. Aber bei Hochfrequenzanwendungen sind auch nicht alle keramischen Stoffe geeignet, sondern für diesen Zweck vom Hersteller optimal zusammengemischte. Porzellan oder Glas sind weniger geeignet. Von den natürlich vorkommenden Stoffen hat Glimmer die besten Eigenschaften, es findet sind in manchen Abgleichkondensatoren (Trimmer).
Ein anderer wichtiger Aspekt bei Drehkondensatoren ist der Plattenschnitt. In die Thomsonsche Schwingkreisformel geht der Kapazitätswert in der Quadratwurzel ein. Das bedeutet, dass sich bei einer Änderung der Kapazität um den Faktor 4 die Frequenz nur um den Faktor 2 geändert wird. Für unseren Detektorempfänger eignet sich deshalb ein halbkreisförmiger Plattenschnitt weniger, weil die Kapazität sich linear mit dem Drehwinkel ändert und dann im oberen Mittelwellenbereich die Stationen beim Abstimmen allzu eng aufeinander sitzen, was die Abstimmung enorm erschwert.
Zum Glück gibt es auch verschiedene logarithmische Plattenschnitte. Am besten wäre der Plattenschnitt, der eine frequenzlineare Skala ermöglicht, auf der dann 530 und 540 kHz genauso weit voneinander entfernt sind wie 1600 und 1610 kHz. Leider findet man diesen fast nur bei den alten Messing-Chrom-Exemplaren, die für Detektorschaltungen aus anderen Gründen weniger geeignet sind. Ein anderer, etwas „runderer“ logarithmischer Plattenschnitt für wellenlineare Skalen stellt aber einen brauchbaren Kompromiss dar.
Einen guten Einblick in die Welt der Drehkondensatoren – oder besser: der variablen Kondensatoren, denn nicht alle drehen sich – geben diese Webseiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Variabler_Kondensator
http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Drehko/Drehko.htm
Um wirklich gute Drehkondensatoren zu finden, braucht man heute schon einige Geduld. Immer wieder einmal taucht ein Exemplar auf einer Auktionsplattform auf, und manchmal kann man dann sogar richtige Schnäppchen machen. Wer Kontakte zur weltweiten Gemeinde der Detektorbauer pflegt, dem wird manchmal aber auch im Kreis der Hobbyfreunde geholfen. Dass aber jemand, der etwas von der Sache versteht, seinen Holy Grail für kleines Geld herausrücken würde, darauf wird man wohl vergeblich hoffen.